Vennroute
Radwandern in der Samtgemeinde Emlichheim
Von Ringe führt der Weg nach Norden über den Lamberg, der bereits in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt war. Heute erscheint die auffällige Erhebung als scheinbar unberührte, landschaftlich besonders schöne Insel inmitten von landwirtschaftlich genutzten Flächen. Durch das Erdölfördergebiet Emlichheimer Wösten gelangt man über die Grenze in die Niederlande. Wie die Wöstenroute führt die Vennroute vorbei an den denkmalgeschützten Bauernhäusern in Oosters Bos. Ihre Bauweise mit den wuchtigen Reetdächern, den Fachwerkwänden und den kleinteiligen Fenstern war früher für die ganze Region beiderseitsder Grenze typisch, doch nur hier ist ein vollständiges Dorfensemble erhalten und nach wie vor bewohnt. Über Nieuw Schoonebeek und zurück über die Grenze kommt der Radwanderer nach Neugnadenfeld. Über die wechselvolle Geschichte dieses Ortes und seiner Bewohner gibt der 2011 eröffnete Geschichtspfad Auskunft. Zwölf Eisenstelen führen von der Gründung der Moorkolonie Alexisdorf, Ende des 19. Jahrhunderts, bis in die Gegenwart: Aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten vertriebene und geflüchtete Herrnhuter waren es, die 1946 Neugnadenfeld seinen Namen gegeben haben. Sie fanden in den Lagerbaracken des Kriegsgefangenenlagers bei Alexisdorf eine neue Bleibe und gaben dem Ort seine heutige Gestalt. Der Verein Lagerbaracke Alexisdorf-Neugnadenfeld e.V. (Kontakt: Hans Bauer, Tel. 05944-508), kurz LAN, hat im Dorfgemeinschaftshaus ein kleines Museum eingerichtet, das nach vorheriger telefonischer Absprache zu besichtigen ist und das eindrucksvoll die Lebensbedingungen der Flüchtlinge dokumentiert. Zahlreiche zeitgenössische Künstler haben sich mit der ungewöhnlichen Geschichte Neugnadenfelds beschäftigt und im Rahmen von kunstwegen Arbeiten in der Gegend realisiert: Die Turf Cupola von Ann-Sofi Sidén im Ortskern thematisiert die technischen Möglichkeiten der Überwachung des Menschen. Franka Hörnschemeyers auch akustische Installation Koordinaten im Waldstück neben dem Kriegsgräberfriedhof macht hörbar, wie die Anwohner mit der Geschichte des Ortes umgehen. Von Neugnadenfeld aus führt die Route weiter nach Bathorn und von dort ins Moor, das auf dem Plankensteg Ein Weg durch das Moor der Künstler Peter Fischli und David Weiss zu Fuß erkundet werden kann. Innerhalb von Minuten befindet sich der Wanderer in einer Wildnis, die die aufgegebene Kulturlandschaft des einst bewirtschafteten Hochmoores zurückerobert. Die Gruben und Kuhlen neben dem Steg sind durch den Menschen entstanden. Bis in die 1960er Jahre haben die Bewohner der Gegend hier ihren Brennstoff, den Torf, gestochen. Am Wendepunkt des hölzernen Weges öffnet sich er Blick auf die schei bar unendliche Weite der Moorlandschaft. Ursprünglich dehnte sich das Bourtanger Moor über 80 Kilometer Länge und 10 Kilometer Breite aus. Dieser lebensfeindlichen Umgebung mussten die Menschen über Jahrhunderte mit großer Mühe ihre Existenz abringen. Kaum eine Ackerfrucht gedieh im Venn, so heißt das Moor auf Plattdeutsch. Erst die riesigen Tiefpflüge erlaubten im 20. Jahrhundert eine effiziente Urbarmachung für den Ackerbau. Durch Entwässerung, fortgesetzten industriellen Torfabbau und Kultivierung ist die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt des Hochmoores stark gefährdet. Die Wiedervernässung der ehemaligen Torfabbaustellen soll ihnen ihren Lebensraum zurückgeben. Nach dem Fußweg durch das Moor, geht es mit dem Fahrrad weiter am Coevorden-Piccardie- Kanal entlang, dann durch das Waldgebiet der Berger Tannen bis man Hoogstede erreicht. Den Zauber dieser Gegend kann man mit dem letzten Routenvorschlag des Buches eingehender erkunden. Von hier aus durch das Vechtetal zurück nach Emlichheim sind es noch acht Kilometer.